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Hopp Shvic - Migranten im Schweizer Fussball


Die Schweizer Nati war an der WM in Brasilien das multikulturellste Team am Turnier. Mit dem heutigen EM-Aufgebot von Vladimir Petkovic ist klar dass die Mannschaft in dieser Kategorie auch heuer wieder oben mit dabei sein wird.


Die Schweizer Fussballnationalmannschaft ist im Moment so erfolgreich wie schon lange nicht mehr. Sie qualifiziert sich regelmässig für die grossen Turniere und hat Talente im Kader die auch international brillieren. Shaqiri, Xhaka, Mehmedi, Seferovic oder Kasami sind Namen die schon lange nicht mehr nur in der Schweiz in aller Munde sind. Neben der erfolgreichen Fussballkarriere verbindet diese Namen aber auch noch eine andere Besonderheit. Sie alle besitzen neben der Schweizer Staatsbürgerschaft auch noch einen zweiten oder dritten Pass. Anders formuliert sind dies Spieler mit einem Migrationshintergrund. In den letzten Jahren ist der Anteil von Spielern mit Migrationshintergrund im Schweizer Kader stark gestiegen. Im Moment befinden sich sogar mehr Spieler mit Migrationshintergrund im Kader als Spieler die nur einen Schweizer Pass besitzen – oder wie es einige sagen würden – als Eidgenossen. Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung des Anteils an Spielern mit Migrationshintergrund in der Schweizer Fussballnationallmanschaft an grossen Turnieren.


Schweizer Nati-Spieler mit Migrationshintergrund

1966 in England unter anderem mit Köbi Kuhn und Karli Odermatt standen nur Schweizer Eidgenossen auf dem Platz. Seither ist ein stetiger Zuwachs an Spielern mit Migrationshintergrund im Schweizer Nationalkader zu verzeichnen. Waren es an der WM in den USA einzig Nestor Subiat und Martin Rueda die neben dem Schweizer Pass noch einen anderen besassen, sind es an der Weltmeisterschaft in Deutschland bereits acht mit ausländischen Wurzeln. Während im letzten Qualifikationsspiel für die EM noch 10 Spieler ohne ausländische Wurzeln im Aufgebot waren sind es im heute bestätigten EM-Kader noch deren 8. Unter anderem mussten Widmer und Zuffi für die Nati-Neulinge Zakaria und Tarashaj ihren Platz räumen. Somit präsentiert sich die Schweizer Nati an der EM in Frankreich so multikulturell wie vor zwei Jahren in Brasilien und der Anteil an Spielern mit ausländischen Wurzeln bleibt bei 65%.


Beim WM-Erfolg der Schweizer U17 Nationalmannschaft 2009 in Nigeria standen 16 Spieler mit ausländischen Wurzeln im Kader, das sind 65%. Die Aktuelle U21 Nationalmannschaft besteht sogar aus 19 Spielern mit Migrationshintergrund, was 82% ausmacht. Im Vergleich mit der gesamten Schweizer Bevölkerung, welche zu knapp 2'000'000 (35%) aus Personen mit Migrationshintergrund besteht, ist der Anteil der Spieler mit ausländischen Wurzeln in den Nationalmannschaften seit einiger Zeit sehr unverhältnismässig hoch.


Peter Gilliéron, Zentralpräsident des Schweizerischen Fussbalverbandes sieht die Schweizer Nationalmannschaft als Modell einer gelungenen Integration: „Für mich gibt es in der Schweiz keinen wichtigeren Integrations-Vektor als den Fussball. In den letzten Jahrzehnten haben sich Eingewanderte über diesen Sport am meisten der Schweiz und den Schweizern angenähert“ sagte er nach dem WM-Sieg der U17 in Nigeria.

Fabien Ohl, Sportsoziologe an der Universität Lausanne sieht dies ein wenig anders. Er erklärt das Phänomen der vielen Spieler mit Migrationshintergrund über die soziale Herkunft der Migranten sowie der Sportsituation in der Schweiz. In anderen Ländern sei der Fussball konkurrenzlos die Nummer 1 Sportart. In der Schweiz ist das aber anders hier steht der Fussball in Konkurrenz zum Skisport, Eishockey und Tennis. Diese Sportarten gelten als teuer und seien in der Schweizer Identität besser verankert als der Fussball. Ohl behauptet, dass Einwanderer daher einfacher zum Fussball finden, weil der Zugang zu diesen Sportarten nicht einfach ist. Ausserdem haben Familien mit Migrationshintergrund im Durchschnitt ein geringeres Einkommen als Schweizer Familien daher entscheiden sich die meisten für die kostengünstigere Sportart, welche meistens der Fussball darstellt. Er beschreibt aber auch noch einen anderen Grund für die unverhältnismässige Menge an Spielern mit Migrationshintergrund. Der Fussball gelte für viele junge Eingewanderte als eines der besten Mittel, zu Erfolg und Anerkennung zu gelangen. „Weil Identifikationsfiguren häufig mit Einwanderung zu tun haben, zieht dieser Sport Migrantenkinder an“. Viele Schweizer Jugendliche und deren Eltern ziehen es vor sich auf die Schule oder Ausbildung zu konzentrieren. Spieler aus Migrantenfamilien hingegen würden nicht zögern, ihre Ambitionen zu zeigen, den Willen zu demonstrieren, im Fussball erfolgreich zu werden und dabei Geld zu verdienen, koste es was es wolle.


Auf dem Schuh von Xherdan Shaqiri sind neben der Schweizer Flagge auch die Albanischen und Kosovarischen Farben aufgestickt.


Mit dem heutigen EM-Aufgebot von Vladimir Petkovic ist auch heuer klar, dass in Frankreich viele Männer mit ausländischen Wurzeln das Trikot mit dem Schweizerkreuz auf der Brust tragen werden. Somit bleibt die Schweizer Nationalmannschaft auch dieses Jahr die Multi-Kulti-Truppe schlechthin.

Ob das Verhältnis von Schweizern und Spielern mit ausländischen Wurzeln in der Nationalmannschaft nur eine Momentaufnahme ist, oder ob sich das Verhältnis wieder anpasst wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Fakt ist, dass jeder der sich für die Schweiz entschieden hat, auch mit Stolz das Nati-Dress trägt und alles geben wird um die Schweiz ganz weit nach vorne zu ballern... auch wenn er die Nationalhymne mit geschlossenem Mund geniesst. HOPP SCHWIIZ!

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