N'ICE to know - Sommerferien? von wegen! Das Sommerprogramm von Eishockeyspielern hat es in sich
Die Eishockeysaison, während der die Spieler ihre Leistung aufs Eis bringen müssen dauert von September bis April – doch was machen die Profis eigentlich im Sommer? Auf der faulen Haut herumliegen, Däumchen drehen und die Zeit tot schlagen bis die Saison wieder los geht? Natürlich nicht! Die Spieler müssen fit bleiben. Die effektiven Sommerferien unserer Ragazzi dauern höchstens ein paar Wochen, dann müssen die Mannen von Cereda bereits wieder schwitzen.
Eishockey ist eine Sportart, welche viele verschiedenen Fähigkeiten wie Schnelligkeit, Kraft, Kondition und die richtige Technik erfordert. Aus diesem Grund ist es im Eishockeytraining wichtig, nicht zu einseitig zu trainieren – im Winter auf dem Eis, aber auch im Sommer. Wenn ihr euch das Sommertraining des HCAP nun so vorstellt wie das Training im Winter einfach ohne Eis, dann seid ihr leider auf dem Holzweg. Dass die Eishockeyteams im Sommer einfach auf Streethockey umstellen ist nicht der Fall, dass sie die eine oder andere Übung aber trotzdem mit dem Stock absolvieren werden kommt jedoch sicherlich auch vor. Das Techniktraining findet jedoch hauptsächlich wieder dann statt, wenn das Eis in der Valascia wieder gefroren ist.
Grundsätzlich dient das Sommertraining für die Spieler dazu, sich fit und in Form zu halten. Sie sichern damit ihre Leistungsbereitschaft für die nächste Saison. Gleichzeitig dient das Sommertraining aber auch dazu die Grundlagen für Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Technik anzutrainieren, damit sofort auf höchstem Niveau trainiert werden kann, wenn in der Halle wieder Eis liegt. Die entsprechenden Übungen müssen somit auch nicht auf dem Eis stattfinden und können in jedem beliebigen Fitnessstudio oder wie es der HCAP auch gerne macht auf der Stehrampe der Valascia ausgeführt werden. Viele Profivereine, die im Eishockey aktiv sind, stellen dafür eine eigene Abteilung aus diversen Athletiktrainern und Physiotherapeuten zu Verfügung. In diesem Setting ist es den Spielern möglich sich individuell fit zu halten und an ihren Stärken und Schwächen zu arbeiten.
Dass Ambrì aber anders ist als andere Profivereine wird immer wieder deutlich. Und so auch beim Thema Sommertraining. Unsere Squadra hat nämlich kein spezielles Sommertrainerteam, sondern trainiert seit Ende April bereits teilweise wieder im Mannschaftstraining und dies unter dem altbekannten Trainerteam und der Leitung von Headcoach Cereda. Nebst dem gemeinsamen Mannschaftstraining, in dem es vor allem darum geht, die Ausdauer zu trainieren, arbeiten die Spieler aber auch individuell im Kraftraum an Koordination und Kraft.
In einigen Clubs werden den Spielern konkrete und individuelle Trainingspläne für die Sommermonate erstellt, in denen angegeben ist auf welche Dinge sich die Spieler im Sommertraining fokussieren sollen und welche spezifischen Übungen absolviert werden müssen. Ob und wie gut der individuelle Trainingsplan durchgeführt worden ist – wer im Sommer fleissig gewesen ist und wer sich eher ein paar Stunden zu viel in die Sonne gelegt hat - zeigt sich dann zu Beginn des Eistrainings in den entsprechenden Tests, die durchgeführt werden. Hier kann das Profigeschäft knallhart und unerbittlich sein. Dies musste auch der Ex-Biancoblu Inti Pestoni in Zürich erfahren. Er hat bei den Tests so schlecht abgeschnitten, dass er zuerst vom Mannschaftstraining ausgeschlossen wurde und einen individuellen Trainingsplan erhalten hat. Erst als die Testergebnisse dann gestimmt haben, durfte er mit der Mannschaft trainieren, dies natürlich mit einem bestimmten Trainingsrückstand. Folglich hatte er in der ersten Saison beim ZSC auch dementsprechend Schwierigkeiten seine Form zu finden und sich in der Mannschaft zu integrieren.
Sommertraining heisst auch Regeneration
Nach einer langen und kräftezehrenden Saison - wir mussten dies schon öfters am eigenen «Stressleib» erfahren – kommt es immer wieder zu Verletzungen. Vor allem während der heissen Phase in der Saison treten oft Blessuren auf, welche nicht sofort behandelt werden. In solchen Fällen wird ein notwendiger medizinischer Eingriff, falls möglich, oftmals auf die freien Monate im Sommer verschoben, damit der Spieler die Playoffs fertig spielen kann. Erst dann werden notwendige Operationen durchgeführt, Gelenke eingerenkt oder Muskelverhärtungen gelöst. Nach solchen Eingriffen folgt oftmals eine Zeit der Rehabilitation in der spezielle Übungen zur optimalen Genesung verhelfen sollen. Wichtig ist aber auch, dass nicht nur die körperlichen Wehwehchen behandelt werden, sondern dass sich die Spieler im Sommer auch seelisch erholen können. Die vielen Spiele, der stressige Spielplan, der Leistungsdruck, die Medien und vieles mehr, setzen den Spielern oftmals auch mental stark zu. Im Sommer gilt es nun auch diese Strapazen auskurieren zu können.
Pflichten abseits des sportlichen
Die Eishockeyspieler haben neben dem Training aber auch noch andere Aufgaben und Pflichten. So müssen beispielsweise Verhandlungen über Verträge geführt werden. Dies einerseits mit dem eigenen Sportchef oder aber bei einem allfälligen Wechsel mit diversen anderen Vereinen. Dies kann bedeuten, dass ein Spieler hin und her reisen muss oder aber längere Zeit keine Planungssicherheit für die nächsten Saisons zu hat, falls noch Angebote oder Unterschriften fehlen. Doch nicht allein die eigene Zukunft kann im Sommer ein Thema sein. Nun ist auch die Zeit gekommen für längere Interviews und Stellungnahmen. Besonders für die jüngere Generation von Spielern können solche Situationen verunsichernd wirken und Anspannung hervorrufen. Dazu kommen noch viele andere Termine wie beispielsweise der Besuch einer Fanclub GV, bei welcher der HCAP auch immer versucht ist ein oder zwei Akteure zu schicken, um mit den Fanclubmitgliedern gemeinsam zu essen und anschliessend Rede und Antwort zu stehen.
Nebenjob an Land ziehen
Sehr erfolgreiche Spieler oder Identifikationsfiguren von Vereinen besitzen nebst dem sportlichen Wert aber auch einen hohen Wert für die Werbung. Besonders im Sommer ist es daher möglich, dass sich der eine oder andere Spieler mit einem Werbevertrag den einen oder anderen Franken dazu verdienen kann. Dann kommen noch viele offizielle und inoffizielle Termine des Vereins selbst dazu wie beispielsweise Fototermine, Teamevents oder bei Ambrì die legendäre Mannschaftsvorstellung.
Wie gut sich unsere Spieler im Sommer fit halten werden wir im September sehen. Mit den zusätzlichen Spielen der Champions Hockey League und des Spengler Cups während der Weihnachtszeit ist aber eine gute Vorbereitung wärmstens zu empfehlen.
Dieser Artikel wurde zuerst in der Gazzetta dell' Ambrì veröffentlicht.