Neues von der Baustelle
Die Bauarbeiten der «Nuova Valascia» sind in vollem Gange. Wenn man regelmässig die Webcam-Bilder konsultiert fällt einem auf, dass unser neues Schmuckstück länger wie mehr die Form eines modernen Hockeytempels annimmt. Die Gazetta war gemeinsam mit Nicola Mona auf Baustellenbesichtigung.
Erster Akt
Wie viele Hürden musste das Projekt «Nuova Valascia» nun schon überwinden? Es sind viele, mitgezählt habe ich nicht. Umso glücklicher waren wir alle als Filippo Lombardi gemeinsam mit Bundespräsident Ueli Maurer am 22.12.2018 den Spaten in die Erde rammte. Dass dieser «Spatensticht» mehr einen symbolischen Zweck hatte und mit den eigentlichen Bauarbeiten dann erst im darauffolgenden April begonnen wurde, passt zur Geschichte der neuen Valascia. Und seit dem Tag an dem mit dem Bau des neuen Stadions begonnen wurde sind nun definitiv alle Zweifel weg, der HCAP kriegt ein neues, modernes und zeitgemässes Stadion. In Anbetracht der langen dramaturgischen Geschichte, welche dieses Stadion bereits erzählt, wäre es doch schon fast ironisch, wenn beim Bau nicht ein weiteres Kapitel dazu käme.
Kapitel Coronavirus
Nicht nur die Hockeysaison musste während der Saison 2019/20 verfrüht abgebrochen werden, auch wurden sämtliche Baustellen im Tessin zeitweise geschlossen. Mit ihnen auch das «Consorzio La Montanara» rund um den Bau des neuen Stadions. Wichtige Tage und Wochen verstreichen ohne Fortschritte am Bau der neuen Multifunktionsarena. Dann beschliesst der Bundesrat das Ende des Lockdowns, ein Schritt zurück zur Normalität, auf den Baustellen darf wieder gearbeitet werden. Nicola Mona zum aktuellen Stand der Bauarbeiten: «Den zwischenzeitlichen Baustopp merken wir kaum, wir arbeiteten im Zweischichtbetrieb und teilweise sogar Samstags um die verlorene Zeit wieder aufholen zu können. Auch finanziell sind wir im Plan, wir konnten an anderen Orten sparen. Es wäre unvorstellbar, wenn das neue Stadion nächste Saison nicht eröffnet werden könnte. Mitten in der Saison umzuziehen ist unmöglich und unsere Heimspiele in der Fremde zu absolvieren ist nur über kurze Zeit tragbar.» So wird das neue Stadion, trotz der ausserordentlichen Situation, wie geplant zur nächsten Saison eröffnet. «Einzig der Schnee könnte noch für zusätzliche Herausforderungen sorgen. So gilt es, das Dach noch bevor den ersten grossen Schneefällen fertigstellen zu können, damit die weiteren Arbeiten im «trockenen» ausgeführt werden können.» so Mona.
Hauptteil
Nebst dem Herzstück des Projektes wird es auch ein neues Restaurant sowie weitere Möglichkeiten geben sich auf dem neuen Matchgelände verweilen zu können. «Wir wollen einen Ort schaffen, an dem sich die Tifosi bereits Stunden vor dem Match treffen und sich wohl fühlen können.» Dass die WC-Situation sowie die Verpflegungsstände im Vergleich zur alten Valascia massiv optimiert werden, ist selbstverständlich. Alleine in der Fankurve wird es 4 Buvetten verteilt auf 2 Ebenen geben. Zeiten, in denen man aus mitten der Kurve zum WC via Bierstand locker einmal 30 Minuten rechnen musste, gehören nun der Vergangenheit an. Auch beim Stehplatz- / Sitzplatzverhältnis wird es im Vergleich zur aktuellen Situation massive Änderungen geben. Dennoch wird es in der neuen Arena rund 3000 Stehplätze geben, davon 2750 für die Biancoblù. Die restlichen 3800 Plätze werden allesamt mit Sitzen aufgefüllt. Bei den Preisen wird sich wenig bis gar nichts ändern. Das hängt damit zusammen, dass der HCAP im Ligavergleich bereits jetzt sehr stattliche Preise verlangt. Auch bei den uns bekannten Temperaturen im Stadion wird sich etwas ändern. So werden wir den leichten Luftzug, der durch die Arena pfeift, vermissen und wohl nicht mehr so stark frieren. Modellberechnungen haben ergeben, dass die Temperaturen unten am Eis rund 12 C° und im oberen Bereich 18C° betragen werden.
Nebst den Neuerungen für die Zuschauer, werden natürlich auch die Clubinterne Infrastruktur und die Katakomben im Stadion zeitgemässer werden. So wird die Garderobe des HCAP um ein Vielfaches grösser als sich die Spieler das gewohnt sind. Nebst einem Büro für die Coaches wird die Garderobe eine grosszügige Fläche für das Behandeln von leichteren Verletzungen sowie die Erholung und Entspannung bieten. Zusätzlich wird es im hinteren Teil der Garderobe eine Sauna und ein Eisbad geben, was bei den Spielern für eine optimale Regeneration nach anstrengenden Trainings und Spielen sorgen wird. Dass sich auch die Spieler extrem auf die neue Arena freuen, zeigt sich in ihrem grossen Interesse. «Man sieht die Spieler oft in der Nähe der Baustelle, alle wollen dabei sein, wenn das erste Spiel stattfindet.». Ein weiterer Vorteil des «Nuovo Stadio Multifunzionale», wie das Projekt von den Verantwortlichen genannt wird, ist die Tatsache, dass der HCAP nun alles zentral auf einem Fleck hat. Sämtliche Trainingseinheiten und Besprechungen welche aktuell noch in der gesamten Region verteilt stattfinden, können zukünftig zentral ein einem Ort durchgeführt werden.
Exkurs Eis
Was mit dem Eis passiert, wenn es einmal nicht vom HCAP gebraucht wird ist auch bereits klar. «Die Nachfrage nach Eis ist regional sowie überregional extrem gross. Durch die neue moderne Arena können die Eiszeiten massiv erhöht werden.» erklärt Mona. So wird das Eis auch länger für die Öffentlichkeit zugänglich sein und das eine oder andere Plauschmätchli zwischen Ambrìfans erlauben. Eine Halle oder ein Raum mit synthetischem Eis ist im neuen Komplex nicht geplant. Einerseits werden die Spieler im Sommer ihre Ferien geniessen und sowieso nicht während der ganzen Zeit in der Region sein, andererseits soll jeweils bereits im Juni wieder auf Eis trainiert werden können.
Wir befinden uns über der Spielerbank und blicken aufs «Eis»
Kapitel Umzug
Seit 1959 befindet sich das Eisfeld im Herzen von Ambrì. In den 70er Jahren wurde es überdacht, bis heute ist das Stadion auf zwei Seiten offen. Wir alle wissen was für eine unglaublich spezielle Ambiance unter diesem Dach zu erleben ist. Wie kriegt man diese einzigartige Atmosphäre in das neue Stadion? Eine Frage auf die es wohl keine Antwort gibt. So schwierig es auch ist diese minimalistische Bescheidenheit über den Dorfbach hinaus aufs Flugfeld zu tragen, geben sich die Verantwortlichen grösste Mühe so viel «Valascia» und «Ambrì» wie möglich auch dem neuen Stadion «einimpfen» zu können. «Natürlich versuchen wir altes und bewährtes mitzunehmen aber dieses Projekt bringt eben auch extrem viel neues und Besseres mit sich. Um in Zukunft auf diesem Niveau konkurrenzfähig zu bleiben müssen wir mitziehen und wachsen, dieses Projekt ist ein enorm wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Neben der Existenz unseres Bergdorfclubs ist das Zustandekommen dieses Projekts ein weiteres Wunder unserer Clubgeschichte.» so Mona. Der HCAP ist offen für Ideen und Anregungen der Fans und versucht möglichst in engem Kontakt mit den Tifosi zu stehen. So haben die Fangemeinschaften auch Mitspracherecht, wenn es um die Benennung und die Gestaltung der neuen Kurve geht.
Wie die neue Arena dann am Ende heissen wird steht noch in den Sternen. «Wir versuchen einem potentiellen Namenssponsor die Werte und Tradition des Clubs und der gesamten Region nahe bringen zu können und hoffen, dass wir in dieser Hinsicht eine optimale Lösung finden.» antwortet Mona auf die Frage wie unsere neue Heimstätte denn heissen soll.
Das Kapitel Valascia geht zu Ende
Mit dem Umzug in eine neue Multifunktionshalle geht die Ära Valascia zu Ende. «Der Traum wäre es, wenn wir die Valascia in einem proppenvollen Zustand ehrwürdig verabschieden könnten.» schwelgt Nicola Mona in seiner Zukunftsfantasie. Die aktuelle Situation würde ein solch legendäres Fest aber leider nicht zu lassen. «Wir müssen Tag für Tag nehmen und schauen was in diesem Zeitpunkt dann möglich ist.» So oder so, da das Stadion abgebaut werden muss und das Land wieder zur Landwirtschaftszone wird, besteht für jeden Fan bestimmt die Möglichkeit ein kleines Bisschen Valascia zu erwerben und zu Hause einrahmen oder aufstellen zu können.
Mit dem Abriss der Valascia verliert die Geschichte des HCAP auf jeden Fall einen grossen Zeitzeugen, vergessen werden wir sie aber nie.
Non moriremo mai!
Blick Richtung Osten auf die neue Curva
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