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N’ICE to know – Alkohol im Spitzensport und der Fall Bobby Ryan

Nach einem intensiven Derby mit einigen Athleten im Güs anstossen, einen beschwipsten Tschechen während eines Fan-Events treffen oder Fotos von Spielern von ihren Partynächten in den Medien finden. Was früher noch Gang und Gäbe war, kommt heutzutage nur noch selten vor. Warum das so ist, wollen wir gemeinsam herausfinden.


Ein Hauptgrund dafür, dass man trotz immer schneller werdenden Medientechnologien nur noch selten von Trink-Eskapaden und wilden Partynächten bei Leistungssportlern hört, ist sicherlich die Tatsache, dass sich der Sport in praktisch allen Bereichen zunehmend professionalisiert hat. Das hat einerseits zur Folge, dass Leistungssportler sich weniger erlauben können und andererseits aber auch, dass die Forschung und Entwicklung auch im Bereich der Sportwissenschaften in den vergangenen Jahrzehnten so einiges aufgeholt hat und man dadurch mittlerweile viele Prozesse besser versteht und Training, Wettkampf und Erholung gezielter und durchgeplanter einsetzt.


Dass ein übermässiger Genuss von alkoholischen Getränken nicht optimal für Leistungssportler ist, versteht sich von selbst, denn auch jeder Normal-Sterbliche, der sich schon einmal einen Kater aufgelesen hat, weiss, dass er am nächsten Tag nicht sehr leistungsfähig ist. Welche Auswirkungen dies aber tatsächlich auf den Körper haben kann ist erstaunlich. Ernährungsexpertin Caroline Rauscher beschreibt diesen Vorgang als eine Kaskade von hormonellen Veränderungen die losgetreten wird: Es werden die Hormonhaushalte durch den Konsum von Alkohol durcheinandergebracht, zusätzlich führt Alkohol in vielen Fällen dazu, dass Fett im Körper aufgebaut wird. Die verschiedensten Auswirkungen auf hormoneller Seite wirken relativ lange nach, sodass die negativen Auswirkungen auch dann noch spürbar sind, wenn man schon längst wieder nüchtern ist. Dabei hat der Alkoholgenuss nicht nur Einfluss auf das hormonelle System, sondern auch direkten Einfluss auf den Kohlenhydratsstoffwechsel, auf die Regeneration, die Thermoregulation und auch auf Verletzungen.


Ein Vollrausch wirft den Trainingsplan um 2 Wochen zurück

Der Alkohol beeinflusst unseren Körper auf sehr vielen Ebenen. Er hemmt den Fettabbau und regt den Fettaufbau an. Während den wichtigen Erholungsphasen zwischen Training und Wettkampf sollte dem Sportlerkörper die verbrauchten Kohlenhydrate, Elektrolyte und Flüssigkeit zugeführt werden. Alkoholkonsum führt aber dazu, dass der Körper zusätzlich Wasser verliert. Des Weiteren verschlechtert sich die Schlafqualität drastisch und der Schlaf wird kürzer, was wiederum schlecht für die Erholung ist. Wenn ein Athlet beispielsweise eine Verletzung hat und sich in der Reha befindet, hat Alkoholgenuss auch da einen negativen Einfluss. Nebst den Nebenwirkungen, die entstehen bei gleichzeitiger Medikamenteneinnahme, hat der Alkohol auch Einfluss auf unsere Thermoregulation. Die Gefässe erweitern sich unter Alkoholeinfluss und es geht zusätzliche Wärme verloren. Wenn zum Beispiel ein Gelenk verletzt ist, dann versucht man durch Kühlung dieses Abzuschwellen. Dabei verengen sich die Blutgefässe. Alkohol hat genau den umgekehrten Effekt, wodurch die Schwellung stärker wird.


Der Fall Bobby Ryan

Nebst den negativen Einflüssen die der Alkohol allein schon bei einmaliger Einnahme auf den Körper hat. Kann er aber auch selbst zur Krankheit werden. Alkoholismus, der Kampf, der jeden Tag von neuem beginnt. Allein in der Schweiz sind etwa 300'000 davon betroffen. Einer der das an eigenem Leibe miterleidet ist Bobby Ryan. Der Spieler der Ambrì im vergangenen Winter unterstützen hätte sollen wurde im Juli darauf am Flughafen von Nashville von der Polizei aufgegriffen – betrunken, orientierungslos und körperlich angeschlagen.




Bobby Ryan wurde letzten Sommer betrunken von der Polizei aufgefriffen (Bild: NHL.com)


Der Zweitrundendraft der Anaheim Ducks (2005) wurde beobachtet, wie er in einem Laden Sachen klaute. Wenig später wurde der an einer Bar sitzende Ex NHL-Star von der alarmierten Polizei verhaftet. Im Polizeibericht festgehalten: « Er hatte Blut unterlaufene Augen und roch nach Alkohol. Er konnte nicht selbständig stehen, wusste weder, wo er sich befand, noch das Datum oder die Uhrzeit. Er stellte eine Gefahr für sich selbst dar».


Wieder am Tag 1…

Nachdem sein Profil mit unterstützenden und solidarischen Nachrichten überschwemmt worden war, meldete sich Ryan via Twitter: «Ich habe so viele unglaubliche Nachrichten bekommen. Vielen Dank für alle. Heute ist (wieder) Tag 1. Eigentlich peinlich, aber das sollte es nicht sein. Heute wache ich auf und treffe bessere Entscheidungen.» Ryan verlor im Sommer 2016 seine Mutter durch Krebs. Anschliessend stürzte der damalige NHL-Star ab und unternahm mehrere Anläufe für einen Alkoholentzug. Immer wieder scheiterte er. Erst als er seine Krankheit öffentlich machte und das Hilfsprogramm der NHL-Spielergewerkschaft annahm, fand er aus der sucht. Während der Therapie nahm er sich bei den Ottawa Senators eine Auszeit. Sein Comeback feierte er dann im Februar 2020 als er gleich im ersten Spiel einen Hattrick schoss, die Hütte bebte, die Fans flippten aus, die daraus entstandene Euphorie berührten ihn so, dass er Tränen in den Augen hatte.


Letztes Kapitel Schweiz?

Ryans letztes Kapitel sollte sich in der Schweiz abspielen. Mit dem HCAP hätte er den Spenglercup 2021 spielen sollen. Doch das Turnier wurde kurzfristig abgesagt und Ryan teilte seine Enttäuschung am Weihnachtsmorgen nicht bei der Familie sein zu können via Twitter mit: «Hat nicht sollen sein. Frohe Weihnachten aus Davos. Ich bin wirklich enttäuscht, dass ich den Weihnachtsmorgen zu Hause umsonst verpasse. Aber dankbar, dass ich die Schweiz für eine Woche sehen durfte. Drückt mir die Daumen für einen negativen Test und einen schnellen Rückflug!». Ryan wurde zwar ein Vertrag bei Ambrì bis zu den Olympischen Spielen offeriert. Aber er lehnte ab, die Familie hatte Vorrang.




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