top of page

N'ICE to know - Synthetisches Eis: Zukunft oder schwache Alternative?

Was sich im Fussball schon längst etabliert hat sind Kunstrasen. Mit den Synthetischen Eisfeldern ist man noch nicht soweit. Schon lange wird herumgetüftelt und ausprobiert. Inzwischen stehen für das Kunststoff-Eis jedoch hochwertige Materialien zur Verfügung, die den Kunsteisflächen sehr ähnlich sind.


Synthetisches Eis besteht aus Kunststoffplatten, die das übliche Kunsteis auf Eisbahnen imitieren soll. Die Platten werden ähnlich wie Laminat zu grösseren Flächen zusammengefügt. Seit den 60-er Jahren tüfteln verschiedene Hersteller in den USA mit synthetischen Eisprodukten. Anfänglich bestanden die Platten aus Holz und wurden mit Kunststoff überzogen. Um eine gewisse Gleitfähigkeit zu erlauben, wurde eine Silikonlösung aufgetragen. Diese ersten synthetischen Eisflächen wiesen jedoch so viele Mängel und Schwächen auf, dass sie sich nicht etablieren konnten. Die Gleitfähigkeit war stark eingeschränkt, bei längerer Nutzung schnitten die Kufen bis in das Holz hinunter und die Verbindungen zwischen den Platten verursachten kleine Stosskanten. Nichts desto trotz und vor allem wegen Eissporttrainern die das Potential solcher günstigen und ganzjährig verfügbaren Trainingsflächen erkannten, wurde weiter herumexperimentiert. Ende der 90er Jahre fand dann tatsächlich ein Innovationssprung statt und die Platten werden seither komplett aus hochwertigen Kunststoffen gefertigt. Mittlerweile funktionieren sie ohne Gleitmittel und kommen dem Natureis sehr nahe.


Synthetische Eisplatte

Synthetische Eisplatte


Einsatzgebiete von Synthetischem Eis

Seit der Materialinnovation setzte ein regelrechter Boom ein. Durch die witterungsunabhängige Nutzbarkeit wurden die synthetischen Eisflächen vor allem in wärmeren Regionen wie Südafrika und Südamerika schnell beliebt. Auch in der Heimat des synthetischen Eises, in den USA, wurde vermehrt auf die Errichtung solcher Flächen gesetzt. Die Eisflächen werden vor allem im kommerziellen Bereich eingesetzt. Geringe Betriebskosten, leichte Installation und die Flexibilität in Grösse und Form sind die Hauptbeweggründe zur Errichtung von synthetischen Eisfeldern. Mittlerweile sind die Eigenschaften der Materialien jedoch so gut, dass sogar NHL-Torhüter die Saisonvorbereitung auf synthetischem Eis durchführen. Da die Gleiteigenschaften massiv schlechter sind als auf maschinell hergestelltem Kunsteis, werden synthetische Eisflächen auch gerne für Konditions-, lauftechnik- oder Stocktechniktrainings eingesetzt.


Magglingen hat synthetisches Eis getestet

Im Sommer 2008 wurde ein Tennisplatz im Nationalen Sportcenter Magglingen für 12 Monate in eine kleine Eishalle verwandelt, eine Eishalle ohne Eis. Das Bundesamt für Sport wollte Erkenntnisse für das Eishockey gewinnen. «Kunsteis ist knapp. Deshalb brauchen wir Alternativen», sagte der Baspo-Direktor Matthias Remund. Der damalige U20-Nationaltrainer Köbi Kölliker bekundigt, dass es im Frühling und im Sommer schwierig sei, Eis für das Basistraining des Nachwuchses zu finden. Aber auch in Randregionen, wo Kunsteisbahnen fehlen, könnten solche Anlagen eine Option sein. Neueste Erkenntnisse aus den Tests ergeben, dass es in mittlerer Zukunft wohl noch keine Wettkämpfe auf synthetischem Eis geben wird. Trotzdem ist es eine gute Alternative und für bestimmte Trainingszwecke und vor allem für öffentliches Eislaufen sehr gut einsetzbar.


Synthiceanlage in Magglingen

Synthice-Anlage in Magglingen


Plastikeislaufen im Selbstversuch

Auch wir wagten uns an einem warmen Frühlingsnachmittag auf eine solche Synthetische Eisfläche. Ausgerüstet mit den Privaten Schlittschuhen, ist das Eislaufen auf den meisten Plastikeisflächen in der Schweiz gratis. So betraten wir, ohne zusätzliche Eintrittskosten das „Eisfeld“. Im ersten Moment ist es für einen routinierteren Schlittschuhläufer doch ein wenig ungewohnt. Mit derselben Technik wie auf Kunsteis kommt man nur schleppend vorwärts. Hat man sich jedoch daran gewöhnt, kommen die Bewegungen die man auf dem Plastik ausübt einem normalen Eislaufen relativ nahe. Mit Stock und Puck ausgerüstet testeten wir das Eishockeyspiel auf dem synthetischen Eis. Auch der Puck gleitet nicht annähernd so weit wie auf normalem Kunsteis. Ersetzt man ihn aber durch eine spezielle Scheibe, die auch im Streethockey verwendet wird, lässt es sich schon einfacher hin und her spielen. Vom Schweiss durchnässt und konditionell schon bei normalen Eisverhältnissen überfordert, beenden wir die Übung und befreien uns von den Schlittschuhen.


Was bringt die Zukunft?

Ein Eishockeyernstkampf mitten im Sommer unter freiem Himmel im Stade de Suisse? In naher Zukunft sicher nicht. Dafür sind die Eigenschaften von Plastikeis einfach noch zu schlecht. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne das Nationalmannschaftstraining im Sommer auf Plastikeis statt in der gekühlten Vaillant Arena in Davos durchzuführen antwortet Kölliker: „Man könnte es sich als Ergänzung sicher überlegen, aber dass es zu meinen Lebzeiten noch Ernstkämpfe auf einer Plastikunterlagen geben wird glaube ich nicht“. Im Vergleich zum Fussball gibt es im Eishockey also keinerlei Diskussionsbedarf bezüglich Untergrund beim Stadion-Neubau. Daher wird unsere Squadra auch in der „Nuova Valascia“ wie üblich auf Kunsteis auflaufen.


Dieser Artikel wurde zuerst in der Juni 2016-Ausgabe der GAZZETTA DELL' AMBRÌ veröffentlicht.

Featued Posts 
Find Me On
  • Facebook Long Shadow
  • Twitter Long Shadow
  • YouTube Long Shadow
  • Instagram Long Shadow
Serach By Tags
Noch keine Tags.
bottom of page