top of page

N'ICE to know - Warum Eishockeyschläger immer im falschen Moment brechen

Es lässt sich zwar nicht behaupten, dass ein Stockbruch zum Alltag eines Eishockeyspielers gehört, dass diese Situation aber immer zur falschen Zeit und am falschen Ort eintrifft ist eine ärgerliche Tatsache. Wir haben das Arbeitsgerät von Duca, D’Agostini und Co. etwas genauer unter die Lupe genommen und erklären wieso es in gewissen Situationen den auftretenden Kräften nicht standhält.


Der Eishockeyschläger

Ein Eishockeyschläger ist in der Regel 150 bis 200 cm lang und besteht aus einem langen Griff und einer gebogenen Kelle am unteren Ende. Jedes Mass und jeder Winkel der am Schläger vorkommt ist in den Internationalen Eishockey-Regeln genauestens beschrieben. Werden diese Masse nicht eingehalten sind Strafen die Konsequenz.


Die sauber aufgereihten Ersatzstöcke verdeutlichen die immense Anzahl an unterschiedlichen Stöcken (Foto: Roland Jauch)


In den 1920er Jahren wurden Eishockeyschläger noch aus einem einzigen Holzstück hergestellt. Die Stöcke waren damals im Vergleich zu den heutigen High-Tech- Produkten zwar um ein Mehrfaches schwerer aber dafür deutlich widerstandsfähiger. Das beste Beispiel für die Langlebigkeit dieser Generation von Schlägern ist Nate Eliegh, das Mitglied der Hockey Hall of Fame benutzte während seiner gesamten Profikarriere nur einen Einzigen Schläger.


Wie aber auch andere Sportgeräte, hat sich auch der Eishockeyschläger seit den 1920er Jahren entscheidend weiterentwickelt. In den 1940er Jahren wurden erstmals verschiedene Holzschichten zusammengeleimt, was das Spielgerät flexibler und beständiger machte. Später in den 1960er Jahren wurde zusätzlich eine weitere Schicht aus Fiberglas oder ähnlichen synthetischen Stoffen als Ummantelung eingeführt. Dazu kam die Biegung der Kelle, was die Eigenschaften von Schüssen entscheidend veränderte.


Die Hockeyschläger werden moderner

Die Hersteller von Cricket- und Baseballschlägern begannen in den 1970er Jahren mit der Produktion von Spielgeräten aus leichtgewichtigen Aluminiumlegierungen. In den 1980er Jahren zog dann auch die Eishockeyschlägerindustrie nach, indem sie zuerst einen einteiligen Aluminiumschläger herstellten. Wegen diversen Mängeln konnte sich solch ein Aluminiummodell aber nicht durchsetzen, worauf eine Kombination aus Aluminiumschaft und Holzkelle entwickelt wurde welche den Erwartungen der Eishockeyspieler deutlich besser entsprach.


In den vergangenen Jahren wurden die Aluminium, sowie auch die Holzschläger langsam aber sicher durch modernere Produkte ersetzt. Die üblichsten Materialien aus denen heutige Eishockeyschläger hergestellt werden sind Fiberglas und kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff (Carbon). Schläger aus diesen Materialien zeichnen sich durch ein niedrigeres Gewicht und eine einfachere Herstellung aus, sie sind allerdings teurer und weniger stabil als ihre Vorgänger.


Eishockeyschläger müssen brechen!

Eine Tatsache vorweg: Wenn bei einem Slapshot von Peter Guggisberg sein Stock bricht wirken Kräfte von etwa 1 Tonne auf ihn ein. Seien die Stöcke nun aus Holz, Fiberglas oder Carbon, bei gewissen Belastungen im Spiel müssen die Stöcke brechen. Grund für diese ungeschriebene Regel ist die Gesundheit der Spieler. Ein Eishockeystock muss nämlich zerbrechlicher sein als ein menschlicher Knochen, wenn das nicht so wäre würde es vermehrt zu wüsten Bildern in Eishockeyspielen kommen.


Peter Guggisberg in der entscheidenden Phase eines Slapshots. Die Kelle setzt hinter dem Puck auf dem Eis auf und der Stock wird durchgebogen um die Katapultwirkung zu erzielen (Foto: Roland Jauch)


Bei einem Slapshot wirken verschiedenste Kräfte auf die Spielgeräte ein. Ein Puck der Richtung Tor fliegt ist meist mit Geschwindigkeiten weit über 100 km/h unterwegs. Gründe dafür, dass die Scheibe mit solch einem Tempo den Schläger verlässt gibt es einige, wobei der eigentliche Schlag auf den Puck selbst nur einen kleinen Teil dazu beiträgt. Kaum ein Mensch kann nämlich den Eishockeystock mit über 100 km/h übers Eis schlagen. Den grössten Teil zur Beschleunigung trägt die Flexibilität des Eishockeyschlägers bei. Dabei gibt es ganz verschiedene „flex“ wie die Biegbarkeit des Stockes in der Fachsprache genannt wird. Als Spieler muss man in der Lage sein den Schläger so zu biegen, um schlussendlich einen vernünftigen Schuss abgeben zu können. Dabei greifen kleinere und leichtere Spieler oft zu einem Schläger mit höherer Flexibilität als die grossen und kräftigen Spieler.


Vom Experten erklärt: „Der Vorteil bei einem weichen Schläger ist, dass er sich leichter "aufladen" lässt (im Endeffekt ist ein Hockey-Schuss eine Katapultbewegung). Gerade für Wristshots vielleicht ein Vorteil, da man weniger Kraft braucht um den Schuss anzubringen. Und damit wird auch weniger Zeit verschwendet um zu schießen, für Stürmer ein Riesenargument dafür. Mit einem härteren Schläger wird im Idealfall ein härterer Schuss ermöglicht. Aber am Ende des Tages entscheidet nicht die Härte eines Schlägers über die Qualität eines Schusses. Jeder Spieler hat seine eigenen Präferenzen.“


Bei einem aufgezogenem Slapshot der von der blauen Linie abgegeben wird schlägt der schiessende Spieler in erster Linie nicht den Puck sondern das Eis. Der Stock wird etwa 20-30 cm hinter dem Puck auf das Eis geschlagen. Mit einem senkrechten Druck nach unten auf den Stock nutzt der Spieler die volle Flexibilität seines Stockes aus. Danach schnellt das Arbeitsgerät nach vorne und trifft auf den Puck. Mit einem letzten zwick aus dem Handgelenk sorgt der Spieler für Stabilität in der Luft.


Darum bricht der Stock

Um einen Eishockeystock brechen zu können, werden Kräfte benötigt welche etwa ein Gewicht von einer Tonne aufweisen. Kaum vorstellbar, dass ein Hockeyspieler solche Kräfte aufbringen kann und trotzdem ist es immer wieder beobachtbar wie ein Stock im Spiel auseinanderbricht. Möglich wird dies durch die Summe aller Kräfte die aus Schlittschuhfahrt, Ausholbewegung, Schlag, grosser Flexibilität des Stockes, Verlagerung des Körpergewichts und Handgelenkzwick entstehen. Alle diese Kräfte zusammen lassen extreme Energien entstehen, die schlussendlich dazu führen können, dass ein Eishockeyschläger sich entzweit. Für Kritiker stellt sich nun die Frage ob nicht vielleicht unsere Knochen einfach unglaublich stabil, Eishockeystöcke sensationell zerbrechlich oder Eishockeyspieler unmenschlich kräftig sind.


Am Ende bleibt uns nichts anderes übrig als die Grosschancen, welche durch Stockbrüche verhindert wurden zu vergessen und froh darüber zu sein dass die Stöcke brechen und nicht die Knochen unserer Torgaranten. Wer weiss, wie lange die Verletztenliste der Squadra Biancoblu sonst wäre...


Dieser Artikel wurde zuerst in der Dezember 2016 Ausgabe der Gazzetta dell'Ambrì veröffentlicht.

Featued Posts 
Find Me On
  • Facebook Long Shadow
  • Twitter Long Shadow
  • YouTube Long Shadow
  • Instagram Long Shadow
Serach By Tags
Noch keine Tags.
bottom of page