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N’ICE to know – Die Umweltbelastung eines Eishockeyspiels

Angefangen hat alles mit zugefrorenen Gewässern auf denen mit Stock und Scheibe Eishockey gespielt, Eiskunstlauf oder andere Sportarten betrieben wurde. Da Natureis, falls überhaupt, aber nur zeitlich begrenzt vorhanden ist, wurde es mit dem einsetzenden Ligabetrieb bald notwendig, die Eisfläche künstlich herzustellen. Dies und andere Aspekte des kommerziellen Eishockeysports haben Einflüsse auf die Umwelt.


Der Betrieb einer öffentlichen Kunsteisbahn verbraucht rund 800'000 Kilowattstunden pro Jahr, in der Schweiz gibt es ungefähr 140 Eisbahnen für deren Wasser- und Energieversorgung jährlich etwa 20 Millionen Franken ausgegeben werden. Dank den kälteren Temperaturen in der Leventina und der ungeheizten Valascia werden die Kühlungskosten beim HCAP im schweizweiten Vergleich wohl eher gering ausfallen. Dies ist aber nur ein Aspekt der Einfluss auf die Umwelt hat.


Zuschauermobilität

In der Saison 15/16 verfolgten rund 2.1 Mio. Zuschauer die insgesamt 300 Spiele der National League A. Im Durchschnitt entspricht das einer Zuschauerzahl von 7'000 pro Spiel. Dabei legen sie einen durchschnittlichen Anfahrtsweg von 40 km zurück. Zusammengefasst entspricht dies einem Verkehrsaufkommen von 168 Mio. Personenkilometer pro Spiel. Die Zuschauer verursachen rund drei Viertel des gesamten Verkehrsaufkommens im Schweizer Eishockey.


Angenommen 1’000 unserer Gazzetta-Leser besuchen durchschnittlich die Heimspiele des HCAP. Das sind pro Jahr etwa 30 Heimspiele. Als Ausgangspunkt nehmen wir das zentral gelegene Luzern. Von Luzern nach Ambri sind es 95 km. Das ergibt pro Jahr 5,7 Mio. Personenkilometer. Den CO2-Ausstoss betrachtend ist es somit sehr empfehlenswert Fahrgemeinschaften zu bilden, die Reisecars der Fanclubs zu nutzen oder ganz einfach mit dem Zug in die Leventina zu fahren.


Der Individualverkehr an Sportveranstaltungen könnte optimiert werden - viele Autos sind nur halbvoll wenn sie durch den Gotthard Richtung Valascia fahren (Symbolbild).


Bau eines neuen Stadions

Neben den offensichtlichen Einflüssen auf die Umwelt wie Ressourcenverbrauch und durch Mobilität verursachte Schadstoffe gibt es aber noch zahlreiche andere Konflikte zwischen Sport und Umwelt. Beim Bau und dem Betrieb der neuen Valascia beispielsweise können folgende Einflüsse auf die Umwelt einwirken:


Standortwahl:

  • Verlust von Grünflächen mit Erholungs- und ökologischen Funktionen.

  • Entwertung angrenzender Flächen

  • Zerschneidung von zusammenhängender Grünbereiche

  • Belastung des Lokalklimas

  • Energieverschwendung wegen ungünstiger Standortwahl

  • Entwertung des Ortsbildes

  • Individualverkehr (Zuschauer)

Gebäudekonzept und Bauausführung:

  • Flächenversiegelung

  • Energieverschwendung wegen „Baufehlern“

  • Verwendung von ungeeigneten Baustoffen

  • Lärmbelästigung durch mangelhafte Schallminderung

Betrieb:

  • Einsatz schwer abbaubarer und das Wasser belastende Reinigungsmittel

  • Energieverschwendung (z.B. herunterkühlen der Eisfläche)

  • Verschwendung von Wasser

  • Mangelndes sortieren des Abfalls

  • Verwendung von nicht wieder verwertbaren Gegenständen (mangelnde Vermeidung von Abfall)

  • Verwendung von schwer zu entsorgenden Materialien und Stoffen (Erzeugung von Sondermüll)

  • Luftbelastung


Wir sehen hier also, dass sich Architekten wie Mario Botta und deren Bauführer in der heutigen Zeit doch sehr viele Gedanken machen müssen um alle Auflagen zu erfüllen und den Konflikt mit Umweltforschern und –aktivisten möglichst nicht zuzulassen. Und auch wenn diese Auflagen erfüllt sind kommen immer noch Beschwerden und Einwände rein. An dieser Stelle sei aber auch erwähnt, dass in Sachen Standortwahl und dessen Umweltkonflikte der „Nuova Valascia“ wohl kaum ein geeigneter Platz in der Leventina gefunden werden könnte als dort wo nun gebaut wird.


Wenn man die oben genannte Auswahl an Konfliktpotential zwischen Sport und Umwelt anschaut, kann man sich gut vorstellen dass ein gut durchdachtes Umweltdossier in der heutigen Zeit Pflichtbeilage einer Bewerbung für einen Sportgrossanlass darstellt. In diesem Dossier soll geschildert werden wo das Event einen wie starken Einfluss auf die Umwelt hat und wie damit umgegangen wird beziehungsweise das getan wird um die Umwelteinflüsse auf ein minimum zu reduzieren. Auch bei der Bewerbung für die Eishockey-WM 2020 für welche die Schweiz von der IIHF den Zuschlag erhalten hat, musste solch ein Dossier beigelegt werden. Aber damit nicht genug, nach dem die WM stattgefunden hat wird der Schweizer Eishockeyverband im Abschlussbericht der Weltmeisterschaft ein Kapitel davon der Thema Nachhaltigkeit widmen müssen und darüber informieren inwiefern die Ziele zur Minimierung des Konfliktes zwischen Sport und Umwelt erreicht wurden.


Abfallansammlungen in einer Fankurve während eines Sportspiels (Dario Reinhard).


Mögliche Massnahmen

Um die Einflüsse eines Eishockeyspiels auf die Umwelt zu vermindern gibt es diverse Massnahmen die getroffen werden könnten. Nährstoffreiche Böden und empfindliche Gebiete wie Ufer oder Naturschutzgebiete können durch angepasste Streckenführungen und Zuschauerbereiche geschützt werden. Eine mögliche Massnahme um den Individualverkehr zu senken wäre eine Förderung der ÖV-Benutzung durch Kombi-Tickets oder hohe Parkgebühren. Die Tier- und Pflanzenwelt kann durch ökologisch geeignete Standorten von Neubauten geschützt werden. Abfälle in grossen Mengen können durch ein Pfandsystem minimiert werden oder das Sammeln durch getrennte Abfallbehälter optimiert werden. Das grösste Potential zum Schutz der Umwelt bieten aber nach wie vor allgemeine Energiesparmassnahmen beim Betrieb der Anlage. Dies kann einerseits durch die Verwendung von Energiesparender Infrastruktur und andererseits durch den Bezug von erneuerbaren Energiequellen wie durch Solar-Pannels auf dem Stadiondach erreicht werden.


Eines der grössten Probleme von Energiesparmassnahmen sind und bleiben aber die höheren Realisierungskosten. Der Bau sowie die Energiesparende Renovationen und optimierende Sanierungen können teils erhebliche Kosten verursachen. Und auch wenn der Betrieb nach solchen Anpassungen beispielsweise die Stromkosten deutlich senken kann, gehören Themen wie der nachhaltige Stadionbesuch bei Vereinen wie dem HCAP wohl kaum zu den primären Anliegen die an einer ausserordentlichen Versammlung besprochen werden sollen. In diesem Sinne bleibt der respektvolle Umgang mit der Umwelt in der Leventina (zumindest bis zum Umzug in das neue Heim) in den Händen eines jeden Stadionbesuchers.


Dieser Artikel wurde zuerst in der Gazzetta dell' Ambrì veröffentlicht.

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