N’ICE to know – Flexible Bandensysteme für weniger Verletzungen
Die Bandensysteme in den meisten Schweizer Eishockeystadien entsprechen längst nicht mehr den internationalen Sicherheitsanforderungen. Lausanne, Biel und Lugano waren lange Zeit die einzigen Clubs die in ihren Arenen Systeme installiert haben welche den Standards der IIHF entsprechen. Auf die Saison 18/19 müssen alle National League Clubs umrüsten.
Im Sport kommt es immer wieder zu Verletzungen, sei es durch einen Fehltritt im Turnen, ein Einfädler im Skisport oder ein Zweikampf im Fussball. Im Gegensatz zu anderen Sportarten gibt es im Eishockey jedoch einen zusätzlichen Risikofaktor: Die Banden. Auf internationaler Ebene sind aus diesem Grund schon viele Jahre Belastungsreduzierende Banden ein Obligatorium. In der Schweiz findet man solche flexiblen Banden noch in den wenigsten Stadien. Der SC Bern letztes Jahr und der HC Davos auf diese Saison sind erst die Vereine vier und fünf, welche auf die modernen Bandensysteme umgerüstet haben. Aus internationalen Studien und Erfahrungen ist man der Meinung, dass belastungsreduzierende Bandensysteme positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Spieler haben können. Aus diesem Grund haben sich die Vereine der beiden höchsten Spielklassen in der Schweiz im Sommer 2016 darauf geeinigt, dass auch in der Schweiz ab der Saison 18/19 solche Bandensysteme in allen Stadien stehen müssen.
Abbildung 1: Seit dieser Saison im Einsatz; die Belastungsreduzierenden Banden in Davos (Bild: suedostschweiz.ch)
Aber warum ist die sonst so vorbildliche Schweiz bei diesem Thema ein derartiger Nachreiter? Der Schweizer Eishockeyverband rechtfertigt die Verzögerung mit drei Hauptargumenten:
Kosten: Die modernen Bandensysteme kriegt man kaum unter einem Preis von 250'000.-, für die bescheidenen Geldbeutel der Vereine und Stadionbetreiber stellt das ein ordentlicher Batzen dar.
Lieferschwierigkeiten: Die Hersteller sind gar nicht in der Lage bis nächstes Jahr so viele Systeme zu liefern. Es wird demnach wahrscheinlich so sein, dass gar nicht genug Systeme bis zur Deadline zur Verfügung stehen werden.
Überprüfung der Eignung: Der Schweizer Eishockeyverband wollte vorab verschiedene Bandensysteme testen lassen, um so den Clubs eine gewisse Entscheidungshilfe bei der Wahl des Bandensystems bieten zu können (Siehe unten).
Studie: Belastungsreduzierende Bandensysteme im Eishockey
Swiss Ice Hockey hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Unfallverhütung fünf moderne Bandensysteme mit den alten herkömmlichen Banden verglichen. Es wurde untersucht, ob die neuen Bandensysteme die Belastungen, welche ein Spieler bei einem Aufprall erfährt, reduzieren können. In einer ersten Versuchsreihe wurden Pendel-Versuche durchgeführt um die Bande selbst auf Herz und Nieren zu testen. Besonders interessiert haben dabei die Parameter: Auslenkung, Steifigkeit, Energieabsorption und die effektive Masse der Bande. Andererseits wurde anhand von Dummy-Versuchen (siehe Bild) gemessen welche biomechanische Belastungen die Spieler an Kopf, Hals, Schulter, Oberkörper, Bauch und Becken erfahren.
Abbildung 2: Anhand von Dummy-Test werden die Belastungen beim Anprall an die Bande gemessen (Bild: SIHF)
Die Versuche haben gezeigt, dass alle neuen Bandensysteme eine reduzierte Steifigkeit aufweisen und die biomechanische Belastungen auf die Körperregionen des Spielers im Gegensatz zu den herkömmlichen Banden geringer werden. Des Weiteren sind die Versuchsleiter der Meinung, dass Kunststoffscheiben aus biomechanischer Sicht der Glasscheibe vorzuziehen sind.
Hoffen wir, dass das moderne Bandensystem welches in der Nuova Valascia stehen wird, uns vor den altbekannten Verletzungssorgen der Squadra Biancoblu bewahren wird.
In diesem Sinne Forza Ambri und eine weiche Landung im 2018!
Dieser Artikel wurde zuerst in der Gazzetta dell' Ambrì veröffentlicht.