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N'ICE to know - Der Schweizer Ligamodus und seine Alternativen

Der SC Rapperswil-Jona ist ein hochverdienter Aufsteiger. Der Abstieg des EHC Kloten in die zweithöchste Spielklasse ist sportlich gesehen ebenso gerechtfertigt. Seit der Einführung der Liga-Qualifikation ist dieser «sportlichen Gerechtigkeit» nicht immer genüge getan worden. Warum der Ligamodus in der Schweiz wieder angepasst werden sollte.


Romantiker in der Schweiz sprechen immer noch von der Nationalliga A und der Nationalliga B wenn es um die beiden höchsten Spielklassen im Schweizer Eishockey geht. 1937 bis 2006 war dies auch die richtige Bezeichnung dafür, ab 2007 dann fand schliesslich der moderne Anglizismus den Weg in die Stube der Schweizer Eishockeyvereine. National League A hiess ab sofort das Hockey-Oberhaus der Schweiz. Ab letzter Saison hiess sie dann nur noch National League und die bisherige NLB heisst Swiss league. Dazu kam die Namensänderung der höchsten Amateurliga «1. Liga» in «MySports League». Liga Direktor Denis Vaucher meinte dazumal zu den Medien: «Über Namen und Logos kann man immer diskutieren, doch in fünf Jahren reden nur noch Traditionalisten von der NLB. Die Swiss League soll eine BBB-Liga werden. Bratwurst. Brot. Bier. Die National League steht eher für Champagner, Cüpli, Kaviar.»


Aber nicht nur der Name der Liga wurde in den letzten Jahren angepasst. Der Schweizer Eishockeyverband tüftelt auch immer wieder gerne am Ligamodus herum. Die letzte Änderung war die Aufstockung der zugelassenen Ausländern von zwei auf drei Spieler während der Ligaqualifikation. Ein klarer Vorteil für die NLA-Teams. Auffallend ist aber allgemein bei allen Änderungen des Modus, dass vor allem die oberklassigen Clubs jeweils davon profitieren. Denn der Aufstieg in die höchste Spielklasse wird immer schwieriger. Will Vaucher aus der MySports League aber wirklich eine Bratwurst und Bier-Liga machen sollte der Modus im Schweizer Eishockey attraktiver gemacht werden und dies nicht nur für die NLA-Teams.


Der aktuelle Modus ist ungerecht

Zurück zur Gerechtigkeit des Ligamodus. Das Ziel eines jeden NLA-Teams ist es das letzte Saisonspiel zu gewinnen. Sei es in den Playoffs um den Meistertitel zu feiern oder in den Playouts um den Ligaerhalt zu sichern. Krass ausgedrückt kann also ein Team aus der NLA alle Spiele der Saison verlieren aber deren vier in der Ligaquali gewinnen und der Ligaerhalt ist gesichert. Spielt jetzt ein unterklassiges Team eine Saison wie die Lakers letztes Jahr (51 Siege aus 67 Partien) ist der hochverdiente Aufstieg noch lange nicht tatsache weil es «nur» um den Sieg in der Ligaqualifikation geht. Was ich damit sagen will ist, dass der aktuelle Ligamodus ungerecht ist. Trotz allem ist es für ein oberklassiges Team einfach nicht abzusteigen. Handkehrum braucht es für einen Aufstieg ins Oberhaus einen enormen Effort!


Der eine oder andere Leser denkt sich nun sicherlich: «Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen». Natürlich ist mir bewusst, dass der HCAP unter anderem auch durch den aktuellen Ligamodus das eine oder andere Mal den Abstieg verhindern konnte. Aber wenn der Modus in sportlicher Hinsicht gerechter würde, dann wäre der Abstieg nicht mehr dieses Horrorgespenst wie es heute im Tabellenkeller herumgeistert. Dann nämlich wäre der Abstieg nicht mehr das Ende aller Tage, sondern die Clubs hätten realistische Aussichten auf einen zukunftsnahen Wiederaufstieg. Dann aber müsste nicht nur der Modus angepasst werden, es müsste auch im finanziellen Aspekt gewisse Änderungen geben. Sprichwort: Verteilung der TV-Gelder.


Wie könnte die Liga aussehen?

Mögliche Alternativen gibt es viele. Die deutsche Eishockeyliga (DEL) ist beispielsweise die einzige Liga in Europa die dem Amerikanischen Sportmodell entspricht. In der geschlossenen Liga gibt es keine Auf- und Absteiger. Die Teams müssen gewisse Voraussetzungen (Infrstruktur, Finanzen) erfüllen um sich dann von der Liga eine Lizenz erwerben zu können. Für eine geschlossene Liga in der Schweiz haben sich bisher wenige ausgesprochen. Einzig Hans-Ulrich Lehman der Präsident des EHC Kloten, unser Presidente Filippo Lombardi und die nordamerikanischen Besitzer von Genf-Servette, die es aus ihrer Heimat kennen, sprechen sich für das Amerikanische Sportmodell aus. Eine Mehrheit dafür wird aber schwierig zu finden sein, denn weder in Zürich, Bern, Zug oder Davos stösst die Idee auf Anklang. Aber auch ich als Student der Sportwissenschaften bin gleicher Meinung wie Peter Zahner, CEO der ZSC Lions zu NZZ: «Der Auf- und Abstieg ist ein elementarer Teil der europäischen Mannschaftssportkultur.» Wenn wir das amerikanische Modell einführen geht nicht nur unsere Eishockeykultur verloren, sondern auch der ganze Reiz des Schweizer Hockeys. Worum geht es noch, wenn man die Playoffs verpasst? Die Stadien würden kaum mehr besucht werden, wie bei den Spielen in der Platzierungsrunde bei denen jede Bedeutung und vor allem die sportliche Relevanz gefehlt hat. Ein Funktionär zur NZZ: «Die Hallen in Kloten, Ambri und Langnau wären ab Januar leer.»


ShedLight Hockey stellt auf seinem Blog das 3-Ligen Modell vor. Dabei werden die NLA und die NLB auf je 10 Teams reduziert. Die ersten acht Teams aus der NLA und der NLB spielen wie gewohnt die Playoffs. Die beiden Letztplatzierten des Oberhauses spielen Best-of-7 in den Playouts, der Verlierer steigt direkt ab. Der Gewinner der NLB Playoffs steigt direkt auf. Einen Absteiger aus der NLB gibt es nicht. Die neue National League C wäre eine Ausbildungsliga mit Farmteams. Dabei dürfte jeder NLA-Verein der möchte ein Farmteam stellen. In der Ausbildungsliga würde ein Salary Cap eingeführt (Maximalbetrag die eine Mannschaft für die Spielergehälter aufwenden darf) wie es im Amerikanischen Hockey üblich ist.


Abbildung 1: Der 3-Ligen Modus. Grafik: shedlighthockey.com


In der NLA würde so die Leistungdichte erhöht und die Löhne leicht gesenkt. Am Ende der Tabelle würden die Teams zur Rechenschaft gezogen und zwar die Teams, welche die schwächste Saison gespielt haben und nicht die, welche am Ende der Saison in einem Formtief sind. Die Qualität des Hockeys in einer solchen Liga würde wohl leicht gesteigert werden.

Grössere Unterschiede zum aktuellen Modus gäbe es in der NLB. Betrachtet man die Tabellensituation am Ende der letzten Saison so wären Langnau, Lausanne, Ambri, Kloten, die Lakers, der SC Langenthal, der EHC Olten, La Chaux-de-Fonds Ajoie und der EHC Thurgau in der zweithöchsten Spielklasse und würden um den Aufstieg spielen. Die Liga wäre im Vergleich zur aktuellen Situation viel ausgeglichener und viel interessanter, da die Qualität des Hockeys grösser wäre als heute. Schliesslich wäre die NLC eine Liga für Farmteams mit dem Hauptziel der Entwicklung junger Spieler.


Der direkte Weg

Die NLA besteht aus 12 Teams die NLB aus deren 10 oder 12. Die besten acht Teams der NLA spielen wie gewohnt die Playoffs. Platz neun und zehn fahren in die Ferien, Platz elf und zwölf steigen direkt ab. Die Playofffinalisten aus der NLB steigen direkt auf und haben im Final die Möglichkeit die Saison mit dem B-Meistertitel zu krönen.

Abbildung 2: Diese Saison wären der HCAP und der EHC Kloten abgestiegen. Screenshot: hcap.ch


Aufgestiegen wären in der vergangenen Spielzeit Jahr die SCRJ Lakers und der EHC Olten. Positiv wäre hier, dass die Leistungsdichte zwischen NLA und NLB kleiner würde. Hingegen würde das Leistungsgefälle innerhalb der oberklassigen Teams noch grösser werden und es würde eine Zweiklassengesellschaft entstehen. Alternativ könnte es hier auch nur einen Auf- und Absteiger geben damit die Durchlässigkeit zwischen den beiden Ligen nicht so gross ist.


Das moderne 93er Modell

Dabei wird der Ligamodus von 1993-1995 an den Status-Quo angepasst. NLA und NLB bleiben so wie sie jetzt sind mit jeweils 12 Teams. Die 8 besten Teams der beiden Ligen spielen wie gewohnt die Playoffs (Best of 7) der NLA Sieger krönt sich dabei zum Schweizer Meister und der NLB Sieger steigt direkt auf. Platz 9 bis 12 in der NLA spielen Playouts wie sie Anfangs der 2000er Jahre gespielt wurden und der verlierer steigt direkt ab. Dabei würde die Qualität des Eishockeys wohl kaum gesteigert werden der Abstieg wäre aber nicht mehr solch ein Horrorszenario wie es aktuell der Fall ist.

Abbildung 3: Die moderne 93er Liga. Grafik: Dario Reinhard


Ideen und Möglichkeiten gibt es viele. Eine einheitliche Meinung wird aber wohl nie gefunden werden. Denn während die NLA-Teams das Interesse haben eine möglichst grosse Planungssicherheit zu gewährleisten und die Möglichkeit eines Abstiegs möglichst gering zu halten, wollen die ambitionierten NLB-Teams die durchlässigkeit zwischen den beiden Ligen erhöhen und den Aufstieg so vereinfachen. Meiner Meinung nach braucht es vor allem drei Dinge:


Der Angst vor dem Abstieg muss kleiner werden

Im aktuellen Modus haben die NLA-Teams zu grossen Respekt vor dem Abstieg. Denn wer einmal abgestiegen ist, der steht vor einer Mammutaufgabe wenn er möglichst schnell wieder aufsteigen will. Würde man als B-Meister wieder direkt aufsteigen, dann könnten sich die Clubs ein realistisches Ziel setzen. Wer heutzutage in der NLB das Saisonziel Aufstieg hat der wird schnell einmal als „Träumer“ bezeichnet.

Die zweithöchste Spielklasse muss attraktiver werden

Wer schon einmal in der Biascarena ein Spiel vor 75 Zuschauern gesehen hat, der weiss von was ich spreche. Solche Zuschauerzahlen lassen nicht vermuten dass es sich um die zweithöchste Spielklasse der Schweiz handelt. Die NLB-Teams haben sonst schon Mühe sich über Wasser zu halten, eine solch hohe Unattraktivität der Liga wirkt sich zusätzlich negativ auf die finanzielle Situation der Clubs aus.

Die Budget-Unterschiede müssen kleiner werden

Die ärmsten NLA-Clubs arbeiten etwa mit einem doppelt so grossen Budget wie die aufstiegswilligen B-Clubs. Dazu kommt, dass die NLB kaum vom TV-Deal mit MySports profitiert, womit genau diesem Problem eigentlich entgegen gewirkt werden könnte. Wären die Budgetunterschiede nicht mehr so gross, dann wäre auch ein Abstieg sowie der angestrebte Wiederaufstieg nicht mehr eine solch grosse finanzielle Herausforderung.


Dieser Artikel wurde zuerst in der Gazzetta dell' Ambrì veröffentlicht.




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